Ein Schritt wurde bereits getan
Die Regierung der Niederlande hat beschlossen, dass das Land bis 2050 fossilfrei werden soll. Das bedeutet, dass das derzeit vorherrschende Erdgas nicht mehr als Energiequelle für die Heizung von Wohnhäusern verwendet wird. Das betrifft alle Gebäude, darunter mehr als 6 Millionen Haushalte. Es handelt sich um einen weitreichenden Beschluss, der eine völlig neue, fossilfreie Infrastruktur in der Gesellschaft sowie die Einführung neuer fossilfreier Systeme erfordert. Gaskessel müssen damit im vorhandenen Gebäudebestand ausgetauscht werden. Eine starke Alternative sind wärmepumpenbasierte Lösungen.
Im Unterschied zu einer einzelnen Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus mit eigener Bohrung und Lüfter, mit denen man die lokal verfügbare, erneuerbare Energie nutzt, sind die Lösungen in miteinander verbundenen Netzwerken komplexer. Damit hält die Wärmepumpentechnologie Einzug in Ballungsgebiete und Städte, wodurch ein ganz anderes Volumen an Wärmepumpen erforderlich wird.
Die Stadt Heerlen in Niederlanden
Die Stadt Heerlen in den östlichen Niederlanden ist ein Beispiel, wie dies gelöst werden kann. Dort befindet sich eine großangelegte, klimaneutrale Raumkomfortlösung im Bau. Betreiber des Projekts ist das Joint Venture Mijnwater BV, das eine ganze Stadt von einem fossilbasierten System (Erdgas) auf ein fossilfreies System umstellt, bei dem die einzelnen Gebäude der Stadt über ein Niedertemperatur-Heizsystem vernetzt werden.
Deckung der Nachfrage nach Energieeinsparungen
Das Prinzip basiert darauf, dass alle Gebäude an ein Leitungssystem mit zwei Leitungssträngen angeschlossen werden. In einer Leitung zirkuliert wärmeres Wasser (bis zu 30 Grad) und in der anderen kaltes Wasser.
Bei Heizbedarf wird mittels einer Wärmepumpe im Gebäude Wärme aus dem wärmeren Wasser gewonnen. Das Fernwärmenetz muss keine so hohe Temperatur wie heutige Netze vorhalten, gleichzeitig bedeutet das verhältnismäßig warme Wasser (im Vergleich zu Bohrlöchern), dass die Wärmepumpen mit einer geringeren Leistung auskommen. Sollen Gebäude gekühlt werden, funktioniert der Prozess umgekehrt: Das Wasser in der kalten Leitung kühlt, die Überschusswärme wird der warmen Leitung zugeführt und kann in Zwischenreservoirs gespeichert werden. In Heerlen verwendet man dazu wassergefüllte, stillgelegte Bergwerksstollen, es sind jedoch auch andere Arten von Reservoirs möglich.
Durch die Vernetzung aller Gebäude der Stadt können die unterschiedlichen Komfortbedürfnisse genutzt und ausgeglichen werden. Überschusswärme aus lokalen Industriebetrieben, Datenzentren, Großmärkten, Abwasser usw. wird genutzt, während Gebäude mit Heizbedarf, wie Wohnungen, Schulen und Büros, die Wärme mittels Wärmepumpen in den Gebäuden nutzen, d. h. in unmittelbarer Nähe des Heizbedarfs, damit keine Wärmeverluste auftreten. Gleichzeitig wird in Mehrfamilienhäusern in jeder Wohnung durch eine eigene Wärmepumpe, den sogenannten Booster, Warmwasser erzeugt.